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Die wichtigsten Weltsprachen
in Wirtschaft, Alltag, Wissenschaft und Kultur
Copyright C.C. Timmermann,
2001, 2009
1. Die Sprache als Mittel zur Verbreitung einer Kultur
Eroberer haben in der Geschichte von jeher versucht, ihre eigene Sprache
und die darin enthaltene Kultur und Denkweise zu verbreiten. Die Verbreitung
von Sprachen war insofern schon immer ein wichtiges politisches Instrument
der Macht und somit auch ein heftiger Streitpunkt, wenn sich Menschen dem
Druck ausgesetzt sahen, eine andere Sprache als die Muttersprache zu sprechen,
um im Leben bestehen zu können.
Die Eingabe des Stichwortes ENGLISH LANGUAGE IMPERIALISM in http://www.eb.com/limited_search.html (Encyclopädia Britannica) spiegelt diese Aussage ganz unverhohlen wider:
Seen in its simplest terms, language imperialism involves the transfer of a dominant language to other peoples. The transfer is essentially a demonstration of power--traditionally military power but also in the modern world economic power--and aspects of the dominant culture are usually transferred along with the language. Inview of the...
Bei der Durchführung wird oft anders argumentiert und die eine oder andere Sprache als uninteressaant, überholt oder ungeeignet dargestellt. Dem soll hier entgegengehalten werden, denn Sprachen verkörpern Kulturen, und das Verschwinden von Sprachen und somit Kulturen ist ein Verlust für alle.
Weltweit gibt es insgesamt ca. 6000 Sprachen. Allerdings werden 5700 Sprachen nur von 4 % der Weltbevölkerung gesprochen. So gibt es in der Sahara z.B. über 1000 Sprachen. Letztlich dominieren nur einige hundert Sprachen, darunter die 10 bedeutendsten Sprachen in alphabetischer Reihenfolge:
Arabisch, Chinesisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Hindi, Japanisch, Portugiesisch, Russisch und Spanisch.
Die kleinen Sprachgruppen nehmen dabei im Laufe der Zeit kontinuierlich ab. Andererseits pochen viele Regionen auf ihren Sprachen und gehen äußerst konsequent gegen Sprachimperialsmus vor. Man besinnt sich weltweit auf seine Sprache und Kultur, eine erfreuliche Entwicklung.
Es gibt dennoch eine gewisse Tendenz zu den großen Sprachen hin, aber nicht unbedingt nur zu den Sprachen der ehemaligen Kolonialmächte. Englisch und Spanisch konnten sich in den entsprechenden ehemaligen Kolonialgebieten fest etablieren. Englisch hat wegen der heute hohen Wirtschaftsleistung dieser Sprachräume eine sehr wichtige Rolle eingenommen. Nach dem Ende der französischen Kolonialzeit ist hingegen in Nordafrika Arabisch die offizielle Amtssprache (die Umgangssprache ohnehin) und nicht mehr Französisch. Wovon hängt es nun ab, ob sich die Kolonialsprachen durchsetzen konnten oder nicht? Hierbei spielt eine Rolle, zu welcher Wirtschaftsleistung die Kolonien gebracht wurden und ob die einheimische Religion durch das Christentum verdrängt wurde oder nicht. Eine weiterer Gesichtspunkt ist, ob Einwanderer die Kolonie im Laufe der Jahrhunderte dominieren und somit die Sprache prägen konnten.
Grob gesagt gilt, daß sich die Kolonialsprache insbesondere dann etabliert hat, wenn 1) die Religion "substituiert", 2) die Wirtschaft entwickelt wurde und wenn 3) Einwanderer in großer Zahl die Urbevölkerung "verdrängt" haben.
Die ehemaligen englischen Besitzungen USA, Kanada, Australien z.B. haben sich zu extremer Wirtschaftsleistung entwickelt, sind gleichzeitig christlich und massiv durch Einwanderer geprägt. Dadurch hat sich Englisch durchgesetzt. Die ehemalige englische Kolonie Indien ist arm, kaum durch Einwandere aus Europa geprägt und lebt weiter mit fernöstlichen Religionen. Folgerichtig ist Englisch nicht zur Landessprache geworden, höchstens zur 1. Femdsprache. Nordafrika wurde auch arm hinterlassen, die einheimische Religion konnte nicht zurückgedrängt werden und eine europäische Einwanderung spielt auch keine Rolle. Dementsprechend verschwindet dort Französisch und wird durch Arabisch ersetzt. In Südamerika herrscht zwar ebenfalls Armut, aber die feste Verankerung des Christentums in Verbindung mit der Einwanderung Spanisch und Portugiesisch sprechender Menschen haben Spanisch bzw. Portugiesisch flächendeckend etabliert.
2. Wie kann heute die Bedeutung einer Sprache überhaupt
gemessen werden?
Die Bedeutung einer Sprache muß an einem Kriterium gemessen
werden, wenn überhaupt Sprachen von ihrer Bedeutung her eingeordnet
werden sollen. "Englisch ist am wichtigsten" ist keine überzeugende
Aussage, weil über 90 % der auf der Welt lebenden Menschen eine ander
Sprache sprechen.
Die nachfolgende Tabelle zeigt, daß es viele Kriterien gibt, anhand derer die Bedeutung einer Sprache gemessen werden könnte. Als denkbare Kriterien werden hier 4 Beispiele aufgeführt:
2.1 Sprachen im Alltag, Muttersprachen
Legt man entsprechend der 3. Spalte die Zahl der Menschen zugrunde,
die eine bestimmte Sprache als Muttersprache sprechen, ergibt sich folgendes
Bild:
Der bevölkerungsreichste Staat China (1,3 Milliarden Einwohner) stellt mit Chinesisch (verschiedene Dialekte) den größten Sprachraum dar. Danach kommt Englisch mit rund 450 Mio. Muttersprachlern in diversen Ländern.Hindi wird von ca. 1/3 der 950 Mio. Inder gesprochen, in etwa gleicher Stärke Spanisch, das sich momentan wegen des starken Bevölkerungswachstums von Süd- nach Nordamerika ausbreitet. In Nordafrika hat Arabisch (über 200 Mio. Muttersprachler) die ehemalige Amtssprache Französisch ersetzt. Portugiesisch spielt hauptsächlich in Brasilien (165 Mio. Einwohner) eine Rolle. Deutsch wird von 120 Mio. und Französisch von etwa 95 Mio. Muttersprachlern gesprochen.
Von 370 Millionen Einwohnern der EU ist für 60 Millionen
Menschen Englisch, Französisch oder Italienisch die Muttersprache,
hingegen für über 100 Millionen Menschen Deutsch. Deutsch
ist somit die wichtigste Sprache der EU und liegt weltweit unter den ersten
10 Sprachen. In Osteuropa wächst seit langem auch das Interesse an
Deutsch
als Fremdsprache. Für den Ost-West-Grenzverkehr, für
arbeitssuchende Menschen aus dem Osten und deren tägliches Kleingeschäft
spielt naturgemäß Deutsch eine wichtige Rolle. Darüber
hinaus verbreiten sich im Mittelmerrraum Deutschkenntnisse durch Gastarbeiter
einerseits und durch deutsche Urlauber andererseits.
2.2 Wirtschaft
Es gilt die alte Erkenntnis:
Dieses Kapitel quantifiziert daher die Wirtschaftsdaten weltweit bezogen auf Sprachen, nicht bezogen auf Länder. Die 2. Spalte der nachfolgenden Tabelle gibt das anteilig aufsummierte Bruttosozialprodukt (BSP) aller Menschen einer bestimmten Muttersprache an, z.B. die BSP-Anteil aller Englisch sprechenden Menschen aller Länder (vergl. Anmerkungen). Nach dieser 2.. Spalte gilt die Aussage:
Weltweit wird insgesamt am meisten erwirtschaftet von
Menschen
mit Englisch als Muttersprache, danach folgen Japanisch und
Deutsch.
Fragt man hingegen, welche Sprache sprechen diejenigen Menschen, die pro Kopf das höchste Bruttosozialprodukt (entspricht Lebensstandard) erarbeiten, gilt Spalte 4 (= Spalte 2 dividiert durch Spalte 3):
Der Mensch mit dem höchsten Lebensstandard
spricht als Muttersprache Japanisch, danach Deutsch bzw. Englisch.
Man könnte auch länderbezogen - nicht sprachbezogen (!) -
fragen, welche Länder den größten Handel betreiben. Dafür
ist hier keine Tabelle angegeben. Mit der Rangfolge USA, Deutschland,
Japan ergibt sich wieder obiges Bild. Auch bei der Rangfolge nach dem
länderbezogenen
BSP (Rangfolge USA, Japan, Deutschland) hat man wieder ein ähnliches
Ergebnis.
Anmerkungen:
Die 4. Spalte (Lebensstandard) darf im übrigen nicht
verwechselt werden mit dem normalerweise angegebenen Bruttosozialprodukt
(BSP) pro Kopf innerhalb eines einzelnen Landes. In Japan ist dieser
Wert mit der angegebenen Zahl identisch, in den USA liegt er bei
29 000 $, in GB bei 20 900 $. Die Mittelung über die verschiedenen,
zum Teil auch sehr armen, Englisch sprechenden Länder ergibt dann
den angegebenen Wert von ca. 21 000 $. Nigeria hat dabei 117 Mio Einwohner
und reduziert den hohen US-Wert merklich, selbst wenn man bei Nigeria zur
Abschätzung nur 20 Mio Menschen mit Englisch berücksichtigt.
Bei Französisch sprechenden Menschen reduziert sich Frankreichs sehr
hoher BSP-Wert/Kopf (26 300 $) noch stärker auf einen weltweiten
Mittelwert von ca. 14 000 $, weil die ehemaligen Kolonien ganz besonders
arm sind. In Deutschland allein beträgt das BSP 28 300 $, die Mittelung
mit anderen Gebieten ergibt etwa 23 000 bis 24 000 $. In Japan wird gar
nicht gemittelt, weil Japanisch im wesentlichen nur in Japan gesprochen
wird.
Die Wirtschaftszahlen sind näherungsweise die Summe
aller Bruttosozialprodukt-Daten der einzelnen Sprachgruppen. So ist z.B.
zu bedenken, daß in den USA von 7,78 B$ in 1997 ein gewisser, hier
geschätzter Teil der Wirtschaftsleistung der Muttersprache Spanisch
zuzuordnen ist, ein kleiner Teil auch Chinesisch usw. . Insofern stellen
die Daten keine genauen Werte dar, aber immerhin Richtwerte.
2.3 Wissenschaft, Kultur und Fremdsprachenkenntnisse
2.3.1 Wissenschaft und Kultur
Die Spalten 5 und 6 betreffen den Umfang des Schrifttums. Schrifttum
und Kultur können aber letztlich nicht bewertet werden. Daß
hierbei die englische Sprache die einzig wichtige Sprache sei, ist oft
zu hören, eine Aussage aber, die einer Abwertung anderer Kulturen
gleichkommt und der deshalb auch nicht gefolgt wird.
Kulturelles Schrifttum (Literatur) und wissenschaftliche Aufzeichnungen werden primär in der Muttersprache abgefaßt, denn in dieser Sprache denkt der Mensch, und daran anschließend kommt gegebenenfalls eine Übersetzung. Wieviel in einer bestimmten Sprache gedruckt wurde, sagt im übrigen noch nichts über die Qualität des Inhaltes aus. Natürlich existiert in der westlichen Welt eine Flut von Druckerzeugnissen in Englisch: von wissenschaftlichen Fachartikeln und Büchern bis hin zu mehr oder weniger ernsthaften Erzeugnissen der Medienwelt. Diese Flut hängt aber auch damit zusammen, daß in diesen Staaten prinzipiell viel gedruckt wird, oft ohne großes Augenmerk auf den Inhalt und unabhängig davon, wie oft dasselbe schon anderswo publiziert wurde.
In anderen Kulturen wurde aber ebenfalls sehr viel Wertvolles erdacht und aufgeschrieben, insbesondere wenn die Kulturerzeugnisse der letzten 500 Jahre oder gar der letzten 1000 Jahre einbezogen werden.
Im Internet ist der englischsprachige Teil von anfänglich 100 %
innerhalb von 3-4 Jahren auf etwa 50 % abgesunken. Der englische Sprachraum
deckt im Vergleich dazu grob 9,5/25 = 38 % des Gesamt-Bruttosozialprodukt
von insgesamt 25 B$ ab. Längerfristig gleichen sich die Zahlen möglicherweise
weiter an.
2.3.2 Ergebnisse
In der Tabelle sind die ersten 5 Höchstwerte farbig hervorgehoben,
der Maximalwert rot. Folgender Schluß kann nun gezogen werden:
Die mit Abstand meistgesprochene Muttersprache der Welt ist Chinesisch.
Die weltweit insgesamt das höchste BSP erarbeitenden Menschen
sprechen Englisch.
Die Mutttersprache der reichsten Menschen ist Japanisch.
Die in der EU insgesamt das höchste BSP erarbeitenden Menschen
sprechen Deutsch,
und die meistgesprochene Sprache und Muttersprache der EU ist auch
Deutsch.
2.3.3 Hauptsprachen in einer multipolaren Welt
In einer multipolaren Welt sind den Wirtschaftsräumen gewisse
Hauptsprachen zugeordnet:
Nordamerika
Englisch
Südamerika:
Spanisch, Portugiesisch
EU:
1) Deutsch 2) Französisch, Englisch, Italienisch 3) Spanisch,
Polnisch
4) andere
(3 Gruppen in der Reihenfolge der Zahl der Muttersprachler und entsprechend
der Wirtschaftskraft)
GUS, Ukraine,
Weißrußl.:
Russisch, Weißrussisch, Ukrainisch
Indien:
Hindi, Bengalisch, Englisch
China:
Chinesisch
Japan:
Japanisch
Indonesien:
verschiedene Sprachen
Norafrika/Orient: Arabisch
In der EU werden sich die Sprachen letztlich entsprechend der Zahl der
Muttersprachler und in Anlehnung an die wirtschaftlichen Bedeutung, die
mit einer Sprache verknüpft ist, etablieren. Daraus ergibt sich, daß
Polnisch und Spanisch wegen der jeweils gleichen Einwohnerzahl (40 Millionen)
eine ähnliche Bedeutung erlangen werden, aber auch Englisch, Italienisch
und Französisch mit jeweils rund 60 Millionen Muttersprachlern und
vergleichbarer Wirtschaft. In der EU ist der deutsche Sprachraum mit Abstand
am größten, erarbeitet mit Abstand die größte
Wirtschaftsleistung, finanziert außerordentlich dominant den EU-Haushalt
und spielt somit sprachlich und wirtschaftspolitsch die Hauptrolle.
|
Muttersprache |
weltweit mit Muttersprache |
Bruttosozial-
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wissenschaftl. Schrifttums in .. |
Schrifttums (nicht techn.) in |
Englisch:
USA, GB, Kanada, Irland , Australien, aber auch div. andere Staaten |
meistgesprochene Wirtschaftssprache der Welt |
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USA: 29 000 $ GB: 20 900 $ |
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Japanisch:
Japan |
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Muttersprache der Menschen mit höchstem Lebensstandard *) |
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Deutsch: D, A, CH (100 Mio) plus andere Gebiete |
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mit Abstand meistgesprochene Muttersprache der EU |
D: 28 300 $ |
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Spanisch: Südamerika, Spanien, Mexiko, z.T. USA |
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meistgesprochene Mutter- sprache in Süd/Mittelamerika |
E: 14 500 $ |
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Französisch:
F, B, CH, Kanada, Ausland/Übersee |
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F: 26 300 $ |
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Chinesisch:
China: 1,3 Milliarden Einw. Taiwan, z.T. USA |
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meistgesprochene Muttersprache (auch in Dialekten) der Welt |
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Arabisch:
arabische Staaten |
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meistgesprochene Sprache Nordafrikas u. des Vorderen Orients |
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Portugiesisch:
Brasilien, Portugal .. |
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hauptsächlich auf Brasilien konzentriert |
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Russisch:
Rußland / GUS |
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Hindi:
Indien (950 Mio.Einw.). |
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meistgesprochene Sprache Indiens |
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Diese Tabelle drückt durch die aufgeführte Reihenfolge keine Wertung aus, denn Sprachen und Kulturen sind alle gleichwertig. Unterschiedlich ist aber die Wirtschaftleistung, die Menschen mit einer bestimmten Muttersprache erbringen oder die Zahl der Menschen mit einer bestimmten Muttersprache. In dieser Hinsicht wurde etwas geordnet, und nur in dieser Hinsicht ist die Bedeutung einer Sprache ausdrückbar.
2.3.4 Fremdsprachenkenntnisse innerhalb einiger Länder
Die 10 aufgeführten Sprachgruppen erwirtschaften weltweit insgesamt
rund
25 B $. Einer herausgegriffenen nationalen Volkswirtschaft
stehen nun je nach Situation Fremdsprachenkenntnisse der Bevölkerung
zur Verfügung, die sich einerseits auf den Fremdsprachenunterricht
an Schulen, andererseits aber auch auf nationale Minderheiten gründen.
So gibt es in den USA z.B. chinesische Sprachgruppen.
Interessant ist nun die Frage, mit welchen Sprachräumen eine Volkswirtschaft im wesentlichen ohne den Umweg über eine dritte Sprache direkt Handel treiben kann. Deutsche Firmen brauchen für den Handel mit Japan im Prinzip als dritte Sprache Englisch, denn japanische Sprachkenntnisse liegen in der Regel nicht vor. Im Handel mit Frankreich hingegen kann im Land sehr gut auf französische Sprachkenntnisse zurückgegriffen werden, wodurch der Handel ungemein begünstigt wird. Je mehr Sprachräume eine Volkswirtschaft in diesem Sinne abdeckt, umso leichter gestaltet sich der Handel.
So erfaßt als Beispiel Deutschland neben Deutsch die Sprachen Englisch, Französisch, Spanisch und Russisch mit zusammen 16,3 B$ Bruttosozialprodukt von insgesamt 25 B $. Die deutsche Wirtschaft findet nämlich im Land ohne Schwierigkeiten Kräfte, die diese Sprachen beherrschen. Deutschland kann demnach in 2/3 aller Sprachräume den Handel in der Muttersprache des Handelspartners abwickeln. In Frankreich spielt zwar Russisch keine Rolle, dafür wird aber Arabisch gesprochen. Insgesamt deckt somit Frankreich ebenfalls etwas 2/3 aller Sprachräume ab. In den USA steht neben dem großen englischen Sprachraum hauptsächlich Spanisch, sogar Italienisch, aber auch Chinesisch und durchaus auch Deutsch zur Verfügung. In Japan ist die dominante Fremdsprache Englisch, aber in gebildeten Kreisen auch Deutsch. Die Länder Spanien und Portugal decken ihre eigenen Sprachräume ab und zusätzlich Englisch, z.T. auch Französisch.
Die Aufsummation ergibt - ähnlich wie bei Deutschland - für all diese Länder etwa einen Bruchteil von 2/3 von 25 B$. In GB spielt als Fremdsprache neben Französisch noch Hindi eine Rolle.
All diese Zahlen dürfen nicht zu genau interpretiert werden, denn es kommt auch auf die Qualität der Fremdsprachenkenntnisse an und auf dieVerbreitung im Land. Unter Berücksichtigung dieser Punkte schneidet Deutschland dann durchaus sehr gut ab, denn die Fremdsprachen Englisch, Französisch, Spanisch und Russisch sind qualitativ und quantitativ auf gar nicht so schlechtem Niveau vorhanden.
Der für das Erlernen von Fremdsprachen notwendige Aufwand ist im englischsprachigen Raum am geringsten, weil bereits 9,5 B$/ 25 B$ = 38 % durch die Mutttersprache abgedeckt sind. Effektiv ist der Aufwand noch geringer, denn notfalls kann überall in der Muttersprache Englisch verhandelt werden. In allen anderen Ländern ist der Anteil so gering, daß sich der alte Grundsatz bestätigt:
"Man erlerne Fremdsprachen"
Fremdsprachen sind an den Schulen qualifiziert zu lehren. Lehrbücher mit Comic-Figuren und Straßenausdrücken, wie sie heute leider zunehmend in Schulbüchern zu finden sind, eignen sich dafür nicht. Englisch hat zwar eine hohe Bedeutung, ist aber wesentlich leichter zu erlernen als die sehr präszise, aber auch schwierige Sprache Französisch. Französisch ist für Deutsche die zweitwichtigste Femdsprache in der EU. Eine recht umfassende, aber sehr verständliche Darstellung der Grammatik der Hochsprache Französisch wird aus der Fachperspektive einer Übersetzerin für Französisch kompakt und übersichtlich dargestellt in: Französische Grammatik von Renate Ricarda Timmermann, PROFUND-Verlag, 2009, ISBN 978-3-932651-00-7 . Den französischen Wortschatz findet man u.a. im (Nouveau) Petit Robert.
3. Pflege der deutschen Sprache
3.1 Orthographie, Grammatik und Interpunktion
Neben der Notwendigkeit, Fremdsprachen zu erlernen, steht in Deutschland
die Pflicht, die deutsche Sprache zu pflegen. Um diese Aufgabe zu erfüllen,
muß die Orthographie an den Schulen bis zum Abitur notenrelevant
sein.
Die von diversen Verlagen und Schulbereichen praktizierte Rechtschreibung (diverse Formen der neuen Rechtschreibung) hat inzwischen zu einem Chaos mit unterschiedlichsten Rechtschreibungen geführt. Dazu ist anzumerken, daß die Änderungen
1) sprachwissenschaftlich unhaltbar sind
2) einen sprachlichen Rückschritt bedeuten
3) große sprachliche Uneindeutigkeit, Verwirrung und
Unklarheit erzeugt haben
4) gegen den Widerstand der Bevölkerung aufgezwungen wurden
5) laut Bundesverfassungsgericht letztlich nur im Schulbereich beachtet werden müssen
Inzwischen gibt es unzählige Fassungen und Abarten im Bereich der neuen Rechtschreibung. Jeder stellt dort seine eigenen Regeln auf. Da eine solche Situation nicht haltbar ist, richten sich die meisten Menschen nach der alten Rechtschreibung - auch viele Verlage, denn Kunst, Wissenschaft und Kultur sind frei.
Die Beachtung von Grammatik, Orthographie und Interpunktion ist heute
im übrigen wichtiger denn je, denn anhand dieser Punkte kann jeder
Mensch unmerklich hinsichtlich seines Bildungsstandes eingeschätzt
werden.
3.2 Schutz der deutschen Sprache vor Anglizismen
Gebildete Menschen vermengen keine Sprachen. Entweder spricht (und
schreibt) man Deutsch, oder man spricht Französisch, Englisch oder
eine andere Fremdsprache. Die Verwendung von Anglizsmen gilt in der heutigen
Zeit, in der die Beherrschung von Englisch nichts Besonderes mehr darstellt,
als Zeichen von Hilflosigkeit und Schwäche. Wer keine Inhalte
zu vermitteln hat und mangelnde Fachkenntnisse zu vertuschen sucht, greift
daher heute regelmäßig zu Anglizismen.
Eine andere Gruppe von Menschen verwendet nur deshalb Anglizismen, um auf
diese Weise das Fortkommen zu fördern. In anderen Teilen der Erde sind
die Menschen oft selbstbewußter. Sie wissen, daß die Achtung
anderer Kulturen und die Pflege der eigenen Kultur und Sprache überhaupt
keinen Widerspruch darstellt.