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Die Entwicklung von
Internet und Optischer Nachrichtentechnik
C. C. Timmermann
tätig auf diesem Gebiet seit 1971
Copyright Profund Verlag 2000 - 2018
1. Der Beginn: Internet nur für Spezialisten
Noch Mitte der 1980er bis Anfang der 1990er Jahre nutzen nur sehr wenige
Spezialisten, meist Diplomingenieure, Informatiker und Physiker,
die Möglichkeiten der Datenübertragung zwischen ihrem Heimrechner
und anderen Rechnern in der Welt. Im einfachsten Fall einer speziellen
Punkt-zu-Punkt-Verbindung
nutzte man dafür z.B. das Programm TELIX, und beide Teilnehmer waren
mit einem einfachen 2400 Baud-Modem über die Telefonleitung miteinander
verbunden.
Der Datenverkehr in Netzen begann mit der Verbreitung des Internetprotokolls. Der notwendige Einwahlknoten in das Netz, das Internet, lag meist im Rechenzentrum einer Hochschule oder Großforschungseinrichtung, und er bestand aus einem Server mit Vielfach-Modemanschluß. Der Nutzer mußte sich dann mit einer Zugangskennung authorisieren. In aller Regel erteilten die jeweiligen Rechenzentren solche Einwahlberechtigung nur den Mitarbeiter aus den technischen Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, denn weder in den Verwaltungen von Staat und Wirtschaft noch im Privatbereich war das Internet sonderlich bekannt. Nach der Einwahl in das Internet konnte nun in Verzeichnissen anderer Rechner nach interessanter, herunterladbarer Software gesucht werden. Jeder angewählte Rechner verlangte dabei wieder eine neue Einwahlberechtigung - abgesehen von einem öffentlich zugänglichen Verzeichnis (pub). Es gab schon Suchmaschinen (z.B. Archie) für Datenfiles. Man arbeitete meist noch mit UNIX-Befehlen, um Dateien zu laden, zu versenden oder um elektronische Post abzuwickeln. Dieses FTP-System ist heute unter Windows oder Linux automatisiert und existiert nach wie vor. Umfangreiche Dateiangebote lieferten zunächst nur die Großforschungseinrichtungen (CERN, NASA etc.) und Universitäten.
Mittels Telnet konnte man außerdem den eigenen Heimrechner als verlängertes Terminal eines Großrechners, der an einem anderen Ort der Welt steht, nutzen und betreiben. So boten schon frühzeitig die Staatsbibliotheken (Kongreßbibliothek, Deutsche Bibliothek etc.) den Internetnutzern entsprechende Recherchemöglichkeiten per Internet. Telnet wird auch heute noch als einfaches Textterminal verwendet.
Den nächsten Fortschritt brachte dann das von CERN erfundene Hypertexttransferprotokoll
(http) zur Darstellung und Übertragung von www-Seiten, die aus Texten,
Bildern und Verweisen (Links auf andere Seiten eines anderen Rechners)
bestehen. Gleichzeitig kamen die dafür notwendigen Programme (Browser)
zur Darstellung einer www-Seite heraus. Diese Technik ist heute gemeint,
wenn populärwissenschaftlich über das "Internet" gesprochen wird.
Ein beliebter Browser war Anfang/Mitte der 1990er Jahre das Programm "MOSAIC",
später "NETSCAPE".
2. Die Verbreitung des Internet
Der nächste Entwicklungsschritt zeichnete sich ab Mitte der 1990er
Jahre dadurch aus, daß bessere Browser aufkamen, sogar mit
einem html-Editor zur bequemen Erstellung von eigenen www-Hypertextseiten,
und zwar ohne Kenntnisse der html-Programmiersprache. Gleichzeitig
verbreiteten sich Programme zum Aufbau eines eigenen Internet-Servers,
z.B. auf einer UNIX-Plattform. Damit konnten dann kleinere und mittlere
Institute selbst zu Anbietern von solchen Internetseiten werden.
Ab Mitte der 1990er Jahre erhöhte sich somit schlagartig die Zahl der
Anbieter und somit auch gleichzeitig die Zahl der Interessenten, die sich
die Seiten anschauen wollten. Im wesentlichen waren die Anbieter nun bereits
kleinere Forschungs- und Entwicklungsabteilungen aus den Bereichen der
Informationstechnik und der Ingenieurswissenschaften sowie größere
und mittlere Industriebetriebe, aber auch schon zukunftsweisende und weitsichtige
Abteilungen in den Verwaltungen von Staat und Wirtschaft, ebenso auch Versandhäuser
aller Art.
Für eine Massenverbreitung des Internet bis in die Privatwohnungen der Menschen boten sich nach wie vor nur die Telefonleitungen an. Gegen Mitte bis Ende der 1990er Jahre gliederten daher die Telefongesellschaften sogenannte Online-Unternehmen aus. Sie verwalteten und verkauften Einwahlberechtigungen in das Internet. Zur Einwahl und Übertragung wurde der vorhandene Telefonanschluß mit 56k-Modem als Nebenstellengerät verwendet. Alternativ konnte auch eine ISDN-Leitung mit einer im Heimrechner installierten ISDN-Karte genommen werden. Auf der Anbieterseite stellte dann ein Vermittlungsrechner die Verbindung zwischen Internet und Tausenden - heute Millionen - von Kunden her. In einer Zwischenstufe bot die Telekom diese Verbindung noch durch Einwahl in das auf Deutschland beschränkte BTX-Netz an, das selbst mit dem Internet viel Ähnlichkeit hat. In dem BTX-Fenster öffnete sich dann seinerzeit ein Internetfenster.
Zur Anbindung des Heimrechners an das Internet gab es bereits spezielle
Installationssoftware, und der Kunde mußte sich um die Gerätekonfiguration
und um die Installation, die nicht immer völlig problemlos war, selbst
kümmern.
3. 500 Jahre nach Gutenberg: Der Privatmann als globaler
Verleger
Ende der 1990er Jahre hatten die Online-Unternehmen ihre Software so
weit entwickelt, daß die Installation auch für Laien problemlos
wurde. Zusätzlich zur Einwahl verkauften sie nun Speicherplatz, auf
dem die Kunden ihre selbsterstellten Internetseiten für jedermann
abrufbar unter einer persönlichen Internetadresse abspeichern konnten.
Ab dieser Zeit erhielten die Kunden auf Wunsch also eine eigene
Internetadresse mit eigenem Namen und eine dazu passende email-Adresse.
Diese Adresse war und ist entweder eine weltweit einmalige Adresse
in Form einer Unteradresse des Online-Unternehmens oder es ist sogar eine
weltweit einmalige, individuelle Adresse vom Typ "www.Name.de" oder "www.Name.com"
usw. , wobei der Kunde für "Name" seinen eigenen Namen oder den seines
Unternehmens einsetzen kann. Eine weltweite Jagd auf diese sogenannten
Domainnamen setzte ein, denn jeder wollte sich seinen Wunschnamen sichern.
Für die Namensgebung wurde eine Klassifizierung nach Ländern
(.de= Deutschland, uk=England usw.) eingeführt, aber auch eine Unterteilung
nach einer Reihe von Sachgebieten (.org=Organisationen, .com=Unternehmen,
.edu= Hochschulen/Universitäten usw.). Die Vergabe von Namen
unter der TOP-LEVEL-Domain ".de" wird in Deutschland von der Interessengemeinschaft
DENIC durchgeführt.
Rund 500 Jahre nach der Erfindung des Buchdruckes, der im wesentlichen nur Kirche, Staat und später Großinstitutionen die Möglichkeit zur Massenverbreitung von Schriften eröffnet hatte, erhielt nun erstmals auch der "kleine Mann" das Privileg, seine Meinungen, Gedanken und Erkenntnisse der Weltöffentlichkeit mitzuteilen. Seit dieser Zeit kann er Informationen entgegennehmen oder unter einer unverwechselbaren Adresse verbreiten: Er besitzt mit dem Internet also ein Werkzeug, mit dem er jedem anderen Menschen auf der Welt, der dasselbe Werkzeug hat, selbsterstellte Schriften, Bilder, sowie Ton oder Film übertragen und zeigen kann.
Regierungen und Medienkonzerne verloren nun ihr Monopol zur
weltweiten
Verbreitung von Informationen. Das Informationszeitalter begann, und
eine
Umwälzung allerersten Ranges setzte ein. Die davon ausgehende
Faszination
entbrannte weltweit und machte in den industrialisierten Ländern das
Internet innerhalb von nur 2 bis 3 Jahren zum gängigen Werkzeug von
Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern, aber auch von Organisationen und
Unternehmungen aller Art. Als Endgeräte dienen vor allem im
Privatbereich immer weniger die ursprünglich vorherrschenden
Tischrechner (PCs), sondern immer mehr Tablets und vor allem
Smartphones, die mit hervorragenden Kameras ausgerüstet sind und
aufgrund ihrer enormen Rechenleistung Datenströme bis in den Bereich
von einigen GBit/s vesenden und empfangen können. Die Verarbeitung von
Ton und vor allem Bewegtbild ist somit jedermann an jedem Ort der Welt
in exzellenter Qualität möglich. Voraussetzung ist dabei, daß für alle
Menschen ein Übertragungsweg mit hinreichend großer Kanalkapazität
existiert.
4. Das Problem: Die Bandbreite oder Übertragungskapazität
der Leitungen
Durch den Massenbetrieb einerseits und durch den Wunsch nach
Übertragung
nicht nur von Text und Bild, sondern von Ton oder gar Film andererseits
entstand ab dem Jahr 2000 ein Bedarf an Übertragungskapazität,
der für Laien kaum faßbar ist. Die notwendigen Bitraten bei
Textübertragung sind zwar noch klein, bei Standbild aber schon höher,
bei Tonübertragung in CD-Qualität sehr hoch und bei Videofilmen
in TV-Qualität extrem hoch - jeweils verglichen mit den
Datenübertragungsmöglichkeiten der früheren ISDN-Telefonleitungen mit 2
x 64 Kbit/s. Eine Faustregel besagt:
Ein Tonsignal benötigt
in jeder Sekunde etwa so
viel Daten wie insgesamt einige Textseiten. Ein qualitativ hochwertiges
Fernsehbild wiederum beinhaltet 100- 1000 mal so viel
Übertragungskapazität
wie ein Tonsignal. Die weltweite Zahl der Internetnutzer steigt nach
Schätzungen von Cisco von 2016 bis 2021 von 3,3 auf 4,5 Milliarden
Menschen, und der Datenverkehr verdreifacht sich dabei auf ca. 3,3 ZettaByte=
3,3 E21 Byte jährlich. Diese Zahl erscheint gewaltig. Rechnet man sie
aber mit 1 Byte = 8 Bit und weiter auf eine Person und pro Sekunde um,
verbleibt pro Person ein täglich ununterbrochener, mittlerer Datenstrom
von nur noch 8*3,3E21 Bit/Jahr/4,5E9 Personen = 186 KBit/s pro Person -
also ein erstaunlich geringer Wert, zumal alle Institutionen und die
gesamte Weltwirtschaft damit versorgt sein müssen. Setzt man zur groben
Orientierung nur einmal für einen einzelnen Haushalt ein typisches
Internet-Datenvolumen von 50 GByte pro Monat an, bedeutet dies
auf die Sekunde umgerechnet eine mittlere Datenrate von 154 KBit/s,
also ein ähnlicher Wert. Würde allerdings pro Tag 3 Stunden Fernsehen
mit z.B. 8 MBit/s übertragen, entspräche dies einer ständig
anstehenden, mittleren Datenrate von 1 MBit/s, also etwa das 6-fache
des obigen Wertes. Ständig mitlaufende Hintergrundmusik erfordert z.B.
128 KBit/s. Telefonate, die im einfachsten Fall sogar schon mit 10
KBit/s abgewickelt werden können und meist kurzzeitig laufen, spielen
dann zunächst keine große Rolle. Obige Schätzung
von Cisco erscheint insgesamt also keinesfalls übertrieben. Sie ist für
die nachfolgenden Jahre sicherlich nach oben zu korrigieren.
Es geht also bei der Frage der Übertragungskapazität für zukünftigen Internetbetrieb nicht um eine kleine, zusätzlich notwendige Kapazität neben bisherigen Kapazitäten, sondern um den Aufbau von Übertragungskapazitäten in einem Umfange, der das bisher Dagewesene in völliger Bedeutungslosigkeit versinken läßt. Aus diesem Grunde kann die mittel- bis langfristige Lösung des Problems nicht in einer vielfachen Anwendung einer alten Technik bestehen, indem z.B. 10-fach mehr Kupfer-Zweidrahtleitungen verlegt werden.
Die einfache Vorstellung, über die vorhandenen alten Telefonleitungen doch einfach zusätzlich noch den Internetverkehr der gesamten Bevölkerung mit Text, Bild, Ton oder Film abzuwickeln ist ebenso absurd wie die Vorstellung, auf den Militärstraßen der Römer in Germanien zusätzlich zu den antiken Gespannen noch die Abermillionen PKW und LKW der Neuzeit laufen zu lassen.
Hier geht es um ganz andere Dimensionen. Das Umdenken fällt angesichts der großen Zahlen vielen schwer. Ein GigaByte erfaßt eine Milliarde Zeichen, und es handelt sich dabei um eine Zahl mit nur 9 Nullen. Bei 1 ZettaByte handelt es sich um eine Zahl mit 21 Nullen. Mit einer kleinen Änderung ist es nicht getan. Die "Elektronik" ist nicht mehr das alleinige Zauberwort der Zukunft. Optische Nachrichtentechnik (Photonik) und Hochfrequenzelektronik werden jedoch diese Aufgaben bewältigen. Diesen Bereichen gehört die Zukunft.
5. Genügend Übertragungskapazität durch
die Optische Nachrichtentechnik
Von allen denkbaren Einschränkungen, die heute im Internetbereich
aufgelistet werden können, bleibt also am Ende einer sorgfältigen
Analyse eigentlich nur die Bandbreite der Übertragungs- und Vermittlungseinrichtungen
übrig. Verkürzt gesprochen kann man sagen, daß alles vorhanden
ist, nur nicht die Übertragungskapazität.
Der Internetverkehr befindet sich insofern mancherorts noch in einer
frühen
Entwicklungsphase, die manchem Benutzer im ländlichen Raum große
Bescheidenheit abverlangt:
Der Textaufbau und Bildaufbau verläuft dort zwar noch schnell, die
Übertragung von Filmen kann aber eingeschränkt sein,
weil bei Videos die notwendige Bitrate bei weitem am höchsten ist und
bei den oft alten Telefonleitungen in abgelegenen Gegenden nicht
realisiert werden kann. Filme
guter Qualität lassen sich selbst in schlecht versorgten
Gebieten manchmal noch passabel übertragen, wenn die Zahl
der
Nutzer, die sich die Kanalkapazität teilen müssen, nicht zu groß
wird. Es liegt also in einigen Bereich heute eine Situation vor,
die vor 100 Jahren dem Fall entsprach, daß kein fließendes Wasser
vorhanden war und sanitäre Anlagen unter vielen geteilt werden mußten.
Um mit der alten, schmalbandigen Übertragungstechnik effizienter
arbeiten zu können, schneidet man ohnehin redundante (überflüssige)
Informationen weg, was unschädlich und nicht zu kritisieren ist. Diese
Methoden sind aber bei den modernsten optischen Verfahren längst
Standard und stellen nichts Besonderes dar.
Man steigert bei der Nachrichtenübertragung die Effizienz weiter, indem
man neben irrelevanten Informationen auch gezielt relevante
Informationen beseitigt, wodurch dann tatsächlich Qualitätseinbußen
entstehen, die man im Gegenzug für die geringere Bandbreite hinnimmt.
Dabei ist abzuwägen, welche Qualitätseinbußen hingenommen werden sollen
und welche Effizienzsteigerung man im Gegenzug dafür erzielt.
Redundanzreduktion ist Standard, aber keine Lösung für alte Leitungen.
Genügend Übertragungskapazität bieten auf mittlere und ferne Sicht nur die Verfahren der Optischen Nachrichtentechnik mit Glasfasern bzw. Lichtwellenleitern (LWL), Lasern, Photodioden, optischen Verstärkern, Teilern, Kopplern und all den anderen dafür notwendigen Komponenten. Die Vermittlung der Signale wird mit optischen Schaltmatrizen erfolgen. Integrierte optische Schaltungen auf speziellen Substraten sind dabei die Schlüsselkomponenten der etwas ferneren Zukunft. Ebenso wie man heute integrierte Schaltungen (ICs) verwendet, so verwendet man dann OICs (optical integrated circuits) in der Integrierten Optik, die mikroskopisch kleine optische Wellenleiter,Weichen und Verzweigungen auf einem geeigneten Substrat integriert, z.B. auf LiNbO3 (Lithiumniobat). Für viele Jahre wird die Vermittlungstechnik (Router) aber noch auf elektronischer Ebene verbleiben. Die Rechner bestehen dabei aus sehr vielen Rechenkernen, die unter Ausreizung der Methoden der Hochfrequenzelektronik im GHz-Bereich takten. Die logischen Zustände - im einfachsten Fall O und I - werden dabei durch elektrische Ströme und Spannungen dargestellt und mit Abermilliarden von Transistoren im GHz-Bereich verändert, um logische Zustände darzustellen. Geschaltet und gesteuert werden bei diesen Rechnern heute immer elektrische Ströme und Spannungen und noch nicht wie bei einem zukünftigen optischen Rechner optische Wellen. Da die Theorie von den elektrotechnischen Frequenzen bis hin zu den optischen Frequenzen letztlich auf einer gemeinsamen Grundlage steht und die Fragen bei elektrotechnischen Frequenzen nur einen Sonderfall dessen darstellen, was für die Optische Nachrichtentechnik gilt, ist eine universelle Betrachtungsweise jederzeit der optimale Weg.
sondern vor allem die Optische Nachrichtentechnik (Photonik). |
6. Die Optische Nachrichtentechnik liefert optische
Netzwerke
Die Erforschung der Optische Nachrichtentechnik erfolgte ab etwa
1965
und ist eine in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommene technische
Revolution fundamentalster Art. Auch im Ingenieurswesen selbst war die
Zahl der Fachleute, die sich mit dieser Technik beschäftigte, zunächst
sehr klein, und sie stieg nur langsam an. Noch im Jahre 1970 kannten
sich
die Forscher weltweit alle persönlich. In Deutschland konzentrierte
sich bis 1970 die Arbeit bei ganz wenigen Institutionen, z.B. bei
Siemens in München, bei AEG-Telefunken in Ulm, am Institut für
Hochfrequenztechnik der TU Braunschweig (Prof. Unger), an der TH in
Karlsruhe (Prof. Grau) oder bei der Firma
Schott. An vorderster Front forschten die Bell Laboratorien,
einschlägige japanischen Firmen, aber auch Institutionen im heutigen
Rußland, in England, Frankreich und vielen anderen Ländern der
Welt. Wie auch heute, so war schon ab Mitte
der 1960er Jahre insbesondere in Japan und in den USA die Einsicht
außerordentlich
tief ausgeprägt, daß in diese zukunftsträchtige
Technologie nicht halbherzig, sondern ganz massiv zu investieren ist.
In China war man
ebenfalls von Anfang an dabei, was in der Öffentlichkeit gänzlich
unbekannt ist, aber der Forschung selbstverständlich geläufig, weil
auch in frühester Zeit wissenschaftliche Verbindungen dorthin
bestanden. Heute werden die Früchte dieser gesunden Grundeinstellung zu
Lernen,
Forschen und Arbeit geerntet: Die USA, Japan, China und Deutschland
haben die
weltweit stärksten Volkswirtschaften, und international tätige Firmen
haben auch in Deutschland
Forschungs- und Entwicklungszentren aufgebaut, um diese Technologie
weiter
voranzubringen.
Die Optische Nachrichtentechnik ist heute relativ weit entwickelt und
kann als Anwendung ihrer vielfältigen Möglichkeiten schon sehr
leistungsfähige optische Netzwerke für Internet und Datenverkehr
liefern. Nachrichtennetze der Zukunft beinhalten dabei für kleine
Bandbreiten u.U. weiterhin noch einfache Kupferleitungen oder
auch Funkzellen, wie man sie heute aus der Mobilfunktechnik her kennt.
Für
große Bandbreiten - und hier liegt die technische Herausforderung
- kommen nur festverlegte Lichtwellenleiter (LWL) zum Einsatz. Man
arbeitet dabei wie in der sonstigen Nachrichtentechnik mit
zusammenhängenden Schwingungszügen bei
optischen Frequenzen (kohärente Optische Nachrichtentechnik). Nur für
ganz einfache Anwendungen genügt es, nach dem ganz alten Prinzip des
Löschfunkensenders den Sender - also die Lichtquelle (Laser, LED) -
ein- und auszuschalten, um so einen Datenstrom von Nullen und Einsen zu
senden. Mit diesen preiswerten Methoden der inkohärenten Optischen
Nachrichtentechnik lassen sich bereits mehrere GBit/s über Glasfasern
übertragen. In vielen Fällen ist dies ausreichend, z.B. auch im Bereich
der Automatisierungstechnik und überall dort, wo die Kabellängen nicht
sehr groß sind.
Wie der nachfolgende Vergleich zeigt, erschließt diese Technik der Menschheit Frequenzbänder und somit Datenübertragungsmöglichkleiten von schier unerschöpflichem Ausmaß: Das 20 MHz breite UKW-Frequenzband von 88 MHz bis 108 MHz reicht mit der aus den 1940er Jahren stammenden Frequenzmodulation (FM) für einige Radioprogramme. Die Bandbreite der ASTRA-Satelliten beträgt schon ca. 2 GHz und reicht für hunderte digitale Videoprogramme in bester Qualität.
Das Frequenzspektrum der heutigen Optischen Nachrichtentechnik hingegen beginnt bei ca. 187,5 THz (1,6 Mikrometer Wellenlänge) und endet bei etwa 375 THz (0,8 Mikrometer Wellenlänge) . Es hat also eine Bandbreite von 187,5 THz, gerundet 200 THz pro LWL. Ein Kabel mit z.B. 100 LWL wäre nur wenige Zentimeter dick und hätte theoretisch 20 000 THz = 20 Peta Hz Bandbreite *), also 10 Million mal mehr als beim ASTRA-System und sogar 1 Milliarde mal mehr als im UKW-Band mit 20 MHz Bandbreite. Daß im Jahr 2000 ein vergleichsweise lächerlich schmales 5 MHz -Band des Funkfrequenzspektrums für 20 Jahre zu 7 Milliarden DM vermietet werden konnte, erscheint in diesem Zusammenhang "gespenstisch". *) Anmerkung: Peta = P = 10 ^ 15
Im Jahr 2017: experimentell pro Faser 1 PetaBit/s über 200 km
Bislang erreicht man zwar noch nicht die oben genannten
Übertragungskapazitäten. Längst Stand der Technik sind aber 1 Tbit/s pro
Lichtwellenleiter, z.B. im
Frequenzmultiplex mit 25 Kanälen (25 Laser bei 25 dicht nebeneinander
liegenden Emissionswellenlängen) zu je 40 Gbit/s. Bei weit höheren
Datenraten pro Kanal (auf der elektronischen Ebene) und bei vielen
Glasfasern pro Kabel
und/oder vielen lichtführenden Kernen pro Faser erhöht sich die
Gesamtdatenrate entsprechend. So wurde 2017 bei NTT in Japan in
Zusammenarbeit mit europäischen Forschungseinrichtungen über eine
einzige Glasfaser aus 32 Kernen im Frequenzmultiplex mit 46
Laserwellenlängen à 640 GBit/s über eine Distanz von 205 km eine
Datenrate von 46 * 32* 640 GBit/s= 1 PetaBit/s
übertragen. Bei großen Kabellängen arbeitet man vorzugsweise im
Bereich um 1,5 Mikrometer Wellenlänge, weil in diesem Bereich die
Dämpfung von Lichtwellenleitern am kleinsten ist. Die heute genutzten
Bänder reichen bei Systemen mit hoher Datenrate von ca. 1260 nm bis
etwa 1675 nm. Analog zur Anordnung verschiedener Kanäle im
elektrotechnischen Bereich bündelt man dabei die Kanäle für hohe
Effizienz platzsparend möglichst dicht auf der Frequenzachse im
optischen Bereich und trennt sie am Empfänger mit mikroskopisch kleinen
optischen Filtern.
Weltweit
stellen heute Glasfaserkabel die notwendigen
Datenübertragungskapazitäten her, und der Bedarf steigt immer weiter.
In den Ozeanen liegen Hunderte von Breitband-Lichtwellenleiterkabeln.
Im Jahr 2018 wird z.B. ein neues Glasfaser-Transatlantikkabel mit 160
Tbit/s = 0,16 PBit/s in Betrieb genommen. Bei derartigen kommerziellen Systemen
verwendet man bislang
Monomode-Lichtwellenleiter mit einem Kern und splittet die Kanäle wieder im Frequenzmultiplex auf
verschiedene Frequenzbänder auf. Als Zwischenverstärker auf obiger über 6000 km
langen Strecke dienen optische Wanderwellenverstärker. Einen solchen Verstärker
kann man sich als gewöhnliche Glasfaser mit einigen hundert Meter Länge
vorstellen, aber mit negativer Dämpfung, so daß an deren Ende das schwache und
zu verstärkende Eingangssignal verstärkt herauskommt. Diese verstärkende
Eigenschaft hat eine Erbium-dotierte, konventionelle Faser, in die man vom Ende
her entgegen der Signalrichtung Pumplicht einspeist. Ein
Seekabel enthält je nach Länge viele
dieser Erbium-dotierten Faserverstärker (EDFA), die dann die innerhalb
des sogenannten Erbiumfensters (1530 .. 1565 nm Wellenlänge)
positionierten Kanäle verstärken können.
Eine weitere Steigerung der Datenrate ist erzielbar, indem man nicht nur Monomode-LWL mit einem Kern oder gar Mehrkern-Monomodefasern - jeweils mit Frequenzmultiplex - einsetzt, sondern die Fasern für Multimodebetrieb dimensioniert und dann auf die MIMO-Technik (Multiple Input Multiple Output) zurückgreift. Wenn bei einer
Glasfaser statt Monomodebetrieb der Multimodebetrieb mit
vielen Moden (Eigenwellen oder
"Strahlrichtungen") gewählt wird, läßt sich die Kapazität
dann noch einmal vervielfachen. Während im
Mobilfunkbereich oder bei WLAN-Systemen die Kanalkapazität durch
Ausnutzung der
Mehrwegeausbreitung der elektromagnetischen Wellen erhöht wird, nutzen
Lichtwellenleiter-MIMO-Systeme die Mehrwegeausbreitung verschiedener
„Strahlrichtungen“ bei Multimode-Lichtwellenleitern. Die verschiedenen
Eigenwellen bzw. „Strahlrichtungen“ im Multimodebetrieb bei optischen
Frequenzen entsprechen dabei den verschiedenen Strahlwegen bei der
freien Wellenausbreitung
in MHz-bzw. GHz-Funksystemen. Die Multimodefaser, die in den Anfängen
der
Optischen Nachrichtentechnik zunächst nur für kleine Datenraten zur
Anwendung
kam, weil die Dispersion aufgrund unterschiedlicher Gruppenlaufzeiten
(unterschiedliche Flugzeiten der "Strahlrichtungen") zu groß ist,
erfährt bei optischen MIMO-Systemen somit eine
Renaissance. Man dimensioniert den Lichtwellenleiter für MIMO dabei
durchaus für eine große Zahl ausbreitungsfähiger Eigenwellen
(Feldbilder
bzw.
„Strahlrichtungen“). Die Kanalkapazität
vervielfacht sich durch das MIMO-Verfahren aber nicht einfach
entsprechend der Zahl der Eigenwellen im Multimodebetrieb, sondern um
einen kleineren Faktor.
Die enorme Übertragungskapazität eines
Lichtwellenleiterkabels basiert darauf, daß die Datenraten auf der
elektronischen Ebene von z.B. 1 TBit/s und evt. mehr in zunächst nur einem Kanal nun auf der optischen Ebene jeweils in vielen Kanälen übertragen werden können durch
ein multiplikatives Zusammenwirken von
a) Frequenzmultiplex:
viele Kanäle durch viele Laser bei
verschiedenen Wellenlängen
b) Raummultiplex mit Vielkernfaser : viele Kanäle durch viele lichtführende Kerne in jeder Faser
c) Modenmultiplex mit Multimodefaser: Vervielfachung durch Multimodebetrieb (viele Strahlrichtungen) in jedem Kern bei jeder Faser (MIMO-Verfahren)
d) Ausnutzung beider Polarisation:
Verdopplung der Kanäle,
wenn die beiden möglichen Polarisationen der Eigenwellen ausgenutzt werden
e) Raummultiplex durch viele Fasern:
viele
Kanäle durch viele Fasern nach a) bis c) im Lichtwellenleiterkabel
Bei der obigen experimentellen Strecke von 1 PetaBit/s werden vom
Lichtwellenleiterkabel in dieser Darstellung viele Datenströme, die auf
elektronischer Ebene jeweils mit 0,64 TBit/s ankommen, auf der
optischen Ebene gebündelt: Das multiplikative Zusammenwirken von a) bis e) ergibt bei dieser Bündelung
eine
Gesamtvervielfachung um den Faktor 46 * 32 * 1 * 1 *1 = 1472, weil jeder
dieser vielen Datenströme von 0,64 TBit/s bei 46 Wellenlängen und in
jedem der 32
Kerne der Faser laufen kann. Wegen Monomodebetrieb (nicht Multimodebetrieb) und ohne Ausnutzung der beiden Polarisationen sowie wegen einer Faser im Kabel sind
die letzten drei Faktoren nach c) bis e) Eins, und man hat eine
Gesamtdatenrate von 1472 * 0,64
TBit/s = 1 Peta Bit/s. Bei Multimodebetrieb mit MIMO-Verfahren ist der
tatsächlich erzielbare Multiplikationsfaktor nach Punkt c) ähnlich
wie in der Mobilfunktechnik dann aber kleiner als die Zahl der
Eigenwellen ("Strahlrichtungen"). Deren Zahl sollte zur Erzielung eines
guten Vervielfachungseffektes nicht zu klein sein, aber auch nicht zu
groß,
um den MIMO-Aufwand für die Kanaltrennung in Grenzen zu
halten.
Ein Lichtwellenleiterkabel bzw. Glasfaserkabel mit 1 ExaBit/s
hätte
man, wenn in diesem Beispiel das Produkt der letzten drei
Faktoren bezüglich c) bis e) nicht 1, sondern 1000 wäre. Dazu
könnte man sich einen Multimodebetrieb mit so vielen Eigenwellen
vorstellen, daß mit MIMO 10 Kanäle errechenbar wären, so daß in Punkt
c) der Faktor 10 entstünde. Nutzte man beide Polarisationen aus und
hätte das Kabel bei Punkt e) 50 Fasern dieser Art, entstünde der
zusätzliche Faktor 10*2*50=1000. Zu prüfen wäre dann, über welche
Entfernung die Gesamtdatenrate von 1 ExaBit/s mit einer maximal
zulässigen Bitfehlerwahrscheinlichkeit übertragen werden kann.
Zusammenfassend kann also gesagt werden, daß der zukünftige
Internetbetrieb mit qualitativ hochwertiger Filmübertragung für jedermann und an jedem Ort - der aufwendigste Fall - mit
Hilfe der Optischen Nachrichtentechnik realisierbar ist. Optische Netzwerke
bilden das Rückgrat dieser Technik.
Die weitere Erforschung und Implementierung dieser Technik
wird immer weiter voranschreiten und noch für Jahrzehnte andauern.
Schrittweise werden immer mehr elektronische Komponenten durch optische
Komponenten und Baugruppen abgelöst werden bis hin zu einer weitgehend optischen Übertragungs- und Vermittlungstechnik.
7. Funkzellen und hochfrequent genutzte Kuperleitungen
für Schmalbandanwendungen
Der verordnete Wettbewerb zwischen Telekommunikationsunternehmen zwingt die Gesellschaften
im Prinzip dazu, eigene Netze aufzubauen. Das ist eine Investitionsaufgabe
von
ungeheurem Ausmaß - vergleichbar mit dem Bau der Eisenbahnen in früheren
Zeiten. Die Gesellschaften investieren daher zum Teil in Zwischenlösungen,
die die Datenraten nur so weit erhöhen, wie dies für weitere
gute Geschäfte notwendig ist. Visionäre Lösungen verbergen
sich hinter solchen Zwischenlösungen, die immer noch als Schmalbandlösungen
zu bezeichnen sind, manchmal aber nicht. Man versucht bisweilen nur, auch
die nächste technische Runde noch einmal mit der alten Technik - wenn
auch verbessert - zu bewerkstelligen und dabei für das investierte
Kapital möglichst schnell einen Gewinn zu erwirtschaften. Es gibt
dafür die unterschiedlichsten Konzepte. Zwei Zwischenlösungen
seien genannt:
Die erste Zwischenlösung besteht darin, ab einer Kopfstation, die noch mit Lichtwellenleitern versorgt wird, bis zum Hauskeller die alten Kupferleitungen mit äußerst hochfrequenten Signalen zu beaufschlagen und dabei moderne Modulationsverfahren zur Datenübertragung anzuwenden. Bei einfachsten Telefonleitungen aus dem letzten Jahrhundert werden dabei Frequenzen von 100 MHz und mehr verwendet. Dieses Verfahren mag aus ökonomischer Sicht verlockend sein, weil die vorhandenen Leitungen mit neuen Endgeräten weiter verwendet und besser genutzt werden können. Die übertragbaren Datenraten sind dabei aber recht bescheiden, und von einer zukunftsweisenden Lösung kann dabei überhaupt keine Rede sein. Aus ordnungspolitischer Sicht gibt es hier außerdem zu bedenken, daß diese Leitungen bei so hohen Frequenzen wie Antennen abstrahlen. Die Leitungen sind somit nicht abhörsicher, und gleichzeitig durchsetzen sie die Umwelt mit Störstrahlung, so daß u.U. andere Dienste beeinträchtigt werden. Umgekehrt kann in diese Leitungen auch eingestrahlt und die Übertragung gezielt gestört oder manipuliert werden.
Die zweite Zwischenlösung vermeidet die Verlegung von Lichtwellenleitern bis zum Hauskeller ebenfalls und greift - eigentlich recht ungeniert - zum Funkfrequenzspektrum, dieses Mal aber gezielt und nicht unbeabsichtigt wie im ersten Fall, bei dem die alten Leitungen, die mit sehr hochfrequenten Signalen beaufschlagt werden, dann abstrahlen. Bei diesem zweiten Verfahren, das ebenfalls überhaupt nicht abhörsicher ist, wird die "letzte Meile" von einem Verteilerkasten zum Hauskeller per Funk überbrückt. Das nur einmalig vorhandene, äußerst wertvolle Funkspektrum wird hierbei also partiell geopfert, weil gesagt wird, die ortsfeste Kabelverlegung sei zu aufwendig. Auch diese Idee, die wiederum allein kommerzielle Hintergründe hat, ist ordnungspolitisch gründlich zu durchdenken.
Keine dieser Ideen ist zukunftsträchtig - gut vergleichbar mit
dem Bau eines Feldweges dort, wo eine 6-spurige Autobahn hingehört. Es
sind zaghafte Zwischenlösungen, die alle über kurz oder lang
an ihre Grenzen stoßen werden. Beide Lösungen, die jeweils Befürworter
und Gegner haben, tasten unnötigerweise sogar noch das kostbare
Funkfrequenzspektrum an, das Edelste,
was da ist und das im Gegensatz zu Lichtwellenleitern, die de facto in
beliebiger Zahl verlegt werden können, nur einmalig existiert.
8. Der zweite Teil der Internetrevolution kommt noch
Der Internetverkehr ist nicht beim Austausch
von Texten stehengeblieben. Er dehnt sich über den Austausch von
Ton-Dokumenten aus bis hin zu qualitativ hochwertigen
Filmdokumenten. Nach einfacher Telefonie wird sich die hochqualitative
Bildtelefonie etablieren, danach die Verteilung von privaten
TV-Programmen und der bidirektionale
Austausch von qualitativ hochwertigen Filmdokumenten. Während es
heute im Internet hunderte
von Millionen "Verleger" für Textseiten mit Standbildern gibt, wird
es in diesem Sinne zukünftig Millionen privater TV-Stationen geben,
die ihre Filmdokumente zeigen. Für kurze Filmsequenzen mit mäßiger
Filmqualität gibt es solche Videoplattformen längst. Nach den einfachen
Printmedien haben damit auch die klassischen TV-Medien ihr Sendemonopol
unumkehrbar verloren. Eine Videokamera mit bester Qualität hat bereits
jeder Jugendliche in der Hosentasche. Zusammen mit dem breitbandigen
Übertragungskanal realisiert er somit eine private, mobile TV-Station.
Unternehmen, die die dafür notwendige, enorme Übertragungskapazität
kostengünstig anbieten können, werden mit ihren haushoch überlegenen
optischen Netzwerken alle bisher dagewesenen Schmalband-Zwischenlösungen
ablösen. Sie werden neben hochqualitativer Bildtelefonie diverse neue
Anwendungen anbieten, von denen man sich heute noch keine Vorstellungen
macht. Alle diese Anbieter werden langfristig mit LWL arbeiten, denn
nur so sind allerhöchste Datenraten in beide
Richtungen möglich.
Für eine gewisse Zeit mögen sich auch die aus der Vergangenheit
noch existierenden TV-Koaxialkabel, die für Internetdienste mit anderen
Endgeräten nachgerüstet wurden, halten. Aber eine zukunftsträchtige
Lösung ist all dies ganz sicherlich nicht. Wenn jeder Teilnehmer für
sich allein eine Datenrate von z.B. 1 GBit/s verlangt, ist mit dieser
hoffnungslos antiquierten Kupfer-Koaxialtechnik endgültig Schluß. Dann
stößt die Gesellschaft in einen wirklich neuen Bereich vor, der
vergleichbar ist mit der Situation, als das Aufdrehen des Wassershahns
nicht mehr mit der Frage verknüpft war, ob auch wirklich genug Wasser
aus der Leitung kommen wird. Im Jahr 2018 ist es zwar jedem möglich,
selbst ein qualitativ hochwertiges Video in 4K-Qualität mit z.B. einer
Stunde Laufzeit auf einem Smartphone aufzunehmen. Veranschlagt man z.B.
30 MBit/s im upload und gesteht diese Datenrate allen Bewohnerns eines
Wohngebietes ebenso gleichzeitig zu wie man im Hochsommer allen
gleichzeitigt ermöglicht, den Rasen zu sprengen, so führt an
Lichtwellenleitern kein Weg vorbei.
9. Der Schutz des Funkfrequenzspektrums: Notdienste, Sicherheitsdienste, Internet of Things (IoT)
Festnetzanwendungen gehören in ein LWL-Kabel unter die Erde.
Das Funkspektrum muß in Zukunft primär für Dienste und Anwendungen reserviert bleiben, die von Natur aus mobiler
Natur
sind: Für das private Mobiltelefon,
für mobile Geschäftstelefone, für Verkehrsleitsysteme und
Notdienste aller Art - kurz für alle Dienste, die wirklich mobil sind
und wo deshalb das Funkspektrum die einzig mögliche Lösung darstellt.
Der Begriff Internet of Things (IoT) faßt dabei all diese Dienste
zusammen, die mobile Endgeräte erfordern. Ein wichtiges Beispiel
ist die Vernetzung von Fahrzeugen. Wenn sie autonom fahren, sollten die
Daten aller Verkehrsteilnehmer per Funk ausgetauscht werden
können.
Eine Ausnahme bei der restriktiven Vergabe von Funkfrequenzen
muß die Vergabe von Funkfrequenzen für die Verbreitung von
TV-Programmen per
Satellit bleiben. Mit 2 GHz Bandbreite wird schon heute die
TV-Versorgung
eines ganzen Kontinents mit Hunderten von Millionen Menschen und Hunderten
von Programmen aus allen Teilen der Welt realisiert. Für solche
Anwendungen
sollte durchaus auch in Zukunft das wertvolle Funkspektrum genutzt
werden
dürfen, denn dadurch werden Pluralismus und internationale
Meinungsvielfalt
gefördert, wichtige Werte, die bei kabelgebundenen Lösungen sehr
leicht auf der Strecke bleiben können: Ein Zugriff auf das Kabel ist
nämlich leicht möglich, ein Zugriff auf Satelliten dagegen nur
mit sehr hohem Aufwand. Insofern ist das Funkfrequenzspektrum für
Satelliten die allerletzte
Rückversicherung hinsichtlich Pluralismus.
10. Abhörsicherheit in der Optischen Nachrichtentechnik
Das
Abhören von Nachrichten basiert auf zwei Voraussetzungen: auf einem
Zugriff auf das noch kodierte Signal und auf der anschließenden
Dekodierung dieses Signals. Betrachtet man zunächst Systeme ohne
Quantenkommunikation, sind beide Fragen weitgehend unabhängig
voneinander, und es stellt sich die Frage, ob ein kodiertes Signal zur
Erfüllung der ersten Voraussetzung überhaupt ausgeblendet werden kann.
Dieser Zugriff ist bei Funksystemen problemlos und erweist sich auch
bei elektrischen Kabeln als leicht möglich, weil Leitungen wie Antennen
abstrahlen. Im einfachsten Fall kann sogar galvanisch ausgekoppelt
werden. Der Zugriff auf
Glasfaserkabel ist bei allen Lichtwellenleitertypen wegen der kleinen
Abmessungen ganz erheblich schwieriger, selbst im "einfachsten
Fall" trivialer Multimodefasern, die Datenströme mit einfacher
Intensitätsmodulation der Lichtwelle transportieren. Das Kabel muß dazu
geöffnet und die Glasfaser gekrümmt oder u.U. bis zum Kern freigelegt
werden, um dann mit
Kopplern Licht auszublenden. Da jedes Lichtwellenleitersystem
mit einer gewissen Systemreserve am Empfänger mit mehr
Empfangsleistung arbeitet als im Grenzfall für eine vorgegebene
maximale Bitfehlerwahrscheinlichkeit notwendig ist, verbleibt
Spielraum, um Licht abzuzweigen, ohne daß das System zusammenbricht.
Das Auskoppeln ist möglich, aber sehr aufwendig. Ungleich schwieriger,
aber ebenfalls möglich, ist eine Auskopplung bei Monomodefasern. Viel
Leistung darf nie ausgekoppelt werden, damit dies nicht bemerkt wird.
Mit ganz großem Abstand am schwierigsten würde sich der Zugriff auf
Daten in Lichtwellenleiterkabeln gestalten, wenn der zu dekodierende
Datenstrom in Pakete zerlegt und diese Pakete auf Tausende optische
Kanäle nach 6a) bis e) verteilt wären. Selbst der Zugriff auf einen
einzigen dieser Kanäle ist nur schwer vorstellbar. Notwendig ist aber
der Zugriff auf alle Kanäle. Lichtwellenleiter bieten also je nach Typ
eine sehr hohe bis extrem hohe Sicherheit gegen Zugriff. Sie sind
diesbezüglich Funksystemen und elektrischen Kabelsystemen haushoch
überlegen. Je nach LWL-Kabeltyp kann der Zugriff so schwierig sein, daß
er wie im letzteren Fall sogar aussichtslos erscheint. Dennoch ist die
Realisierung eines unbemerkten Zugriffs nicht ausgeschlossen und der
Versuch eines Zugriffs nicht a priori sinnlos.
Quantenkommunikation
Völlig anders sieht es bei optischen
Systemen aus, die auf
quantenmechanische Effekte zurückgreifen. Die obige Frage, ob ein
unbemerkter Zugriff überhaupt realisierbar ist, stellt sich hier gar
nicht. Die Mühe lohnt nicht, weil der Versuch sinnlos ist. Sobald hier
nämlich zugegriffen wird, wird der Zugriff auch bemerkt, und damit ist
das Abhören von Anfang an fehlgeschlagen. Man nutzt in der
Quantenkommunikation die
Verschränkung von Photonen aus, die wie "gedankenverwandte oder
gedankenverschränkte
Zwillinge" ihre Eigenschaften und somit jede auf sie einwirkende
Störung selbst über große Entfernungen auf den anderen "Zwilling"
übertragen und weitermelden. Am
Rande sei ergänzend angemerkt, daß
nicht nur elektromagnetische Wellen bei optischen Frequenzen, sondern
alle elektromagnetischen Wellen bis hin zu tiefsten Frequenzen f aus
Photonen oder Quanten der Energie hf (h = Planksches Wirkungsquantum)
bestehen, auch im GHz, MHz oder KHz-Bereich: Wird nun bei zwei
miteinander verschränkten Photonen 1 und 2 auf das Photon 1 am Ort 1
zugegriffen, um ein Signal auszukoppeln, überträgt sich der
Zugriff bzw. diese Störung auf das damit verschränkte Photon 2
am entfernten Ort 2, wo der Zugriff dann sofort bemerkt wird. Diese
quantenmechanische Eigenschaft läßt sich für
die Kryptographie auswerten und so umsetzen, daß ein
Nachrichtenübertragungssystem zumindest nach heutigem Stand der
Wissenschaft abhörsicher ist. Im Jahr 2018 wurde
von China nach Wien/Österreich über eine Entfernung von 5600 km
erstmals eine optische
Satellitenweitverkehrsübertragung dieser Art mit verschränkten Photonen bei optischen Frequenzen
experimentell realisiert und der Austausch von Quantenschlüsseln vorgeführt (über den chinesischen Satellit Micius).
Über kürzere Entfernungen bis 2000 km wurde weiterhin
Quantenkommunikation per Glasfaser demonstriert. In einer ferneren
Zukunft ist es insofern denkbar, daß
Nachrichtensysteme in größerem Umfang und für breite Kreise abhörsicher
sein werden.